"Die letzte Revision der Bau- und Zonenordnung fand 2008 statt. Seither wurden viele rechtliche Grundlagen überarbeitet. Das im Jahr 2014 revidierte eidgenössische Raumplanungsgesetz (RPG) legte den Grundstein, die bauliche Entwicklung primär nach Innen zu lenken. Das kantonale Planungs- und Baugesetz (PBG) harmonisiert die Baurechtsbegriffe. Ergänzend hierzu wurde im Kanton Zug ein Gesetz über die Förderung von preisgünstigem Wohnraum (WFG) geschaffen. Der revidierte kantonalen Richtplan verlangt die Anpassung der Ortsplanungen aller Gemeinden bis ins Jahr 2024.
Die Gemeinden Oberägeri und Unterägeri haben als Basis für die geplante Revision gemeinsam ein Strategiepapier «Räumliches Bild Ägeri» erarbeitet. Anfangs 2020 wurden die fünf erarbeiteten Schwerpunkthemen erstmals öffentlichen präsentiert. Diese fanden grosse Zustimmung in der Bevölkerung. Mit der nun laufenden Ortsplanungsrevision werden die Themen vertieft und weiterentwickelt. Es werden Voraussetzungen geschaffen, dass sich Unterägeri unter heutigen und zukünftigen Rahmenbedingungen als lebenswerte und attraktive Gemeinde weiterentwickeln kann."
Rückblick Ortsplanungskonferenz II
"Ein angeregter Austausch Am 8. Mai 2021 fand in der AEGERIHALLE die zweite Ortsplanungskonferenz statt. Rund 40 Einwohnerinnen und Einwohner sowie die Gemeinderatsmitglieder und Fachverantwortlichen nahmen an den Diskussionen zur räumlichen Zukunft der Gemeinde Unterägeri teil. Die Inhalte der Raumentwicklungsstrategie (RES) wurden durch den Ortsplaner Marcel Muri im Detail erläutert. Die wichtigen Themen bilden die Aufwertung des Zentrums, Wohnraum für alle Altersgruppen, attraktive Erdgeschossflächen für Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe, der erlebbare See inkl. Seepromenade nach Oberägeri und eine starke Fuss- und Velomobilität. Zudem zeigte er den Weg seit der ersten Ortsplanungskonferenz im August 2020 und den Umgang der damals geäusserten Bedürfnisse auf. Bereits seit dem 29. April ist die RES Broschüre für die Mitwirkung online aufgeschaltet. So konnten die Teilnehmenden der zweiten Ortsplanungskonferenz die Unterlagen vorab studieren und spezifische Fragen zu den umfangreichen Inhalten stellen. Neben der RES Broschüre stellte der Ortsplaner zudem die Vision für die Entwicklung im Zentrum von Unterägeri vor. Die darin enthaltenen städtebaulichen und gestalterischen Entwicklungsvorstellungen wurden gemeinsam mit den Eigentümern der betroffenen Schlüsselareale entlang der Hauptstrasse erarbeitet. Aufgrund der pandemischen Situation war das Arbeiten und Diskutieren in kleinen Gruppen nicht möglich. Stattdessen hat der Austausch im Plenum stattgefunden. Die RES Broschüre sowie die Vision zum Zentrum Unterägeri wurden sehr positiv aufgenommen und kommentiert. Im Rahmen der Zentrumsplanung haben die Teilnehmenden mehrfach darauf hingewiesen, dass die Anregungen zum Turnplatz aus der ersten Ortsplanungskonferenz in der Vision keine Umsetzung fanden. Der grosse Platz neben der Pfarrkirche wird heute als Parkplatz benutzt. Darüber hinaus findet dort der Ägerimärcht mit Verkaufsständen und Vereinsbeizli statt. Zwar wurde eine erste Studie zur Umgestaltung des Turnplatzes erarbeitet, aufgrund der viel-fältigen Nutzungsansprüche hat sich der Gemeinderat allerdings entschieden, die Priorität auf andere öffentlichen Plätze zu legen. Im Zuge der anstehenden Belagssanierung sollen aber sicherlich Aufwertungs und Umgestaltungsmassnahmen losgelöst zur Ortsplanungsrevision aufgegriffen werden. Das Planungsteam hat das grosse Bedürfnis, den Platz bereits kurzfristig von der Ganztages-Parkierung zu befreien, jedoch zur Kenntnis genommen und wird die Möglichkeiten mit dem Gemeinderat besprechen. Um die Verkehrssituation zu verbessern setzt die Raumentwicklungsstrategie auf einen ganzheitlichen Ansatz. Dabei soll insbesondere die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs, des Velo- und des Fussverkehrs durch bessere und sichere Verbindungen, attraktive Umsteigebeziehungen und Sharing-Angebote gesteigert werden, damit die Bevölkerung vermehrt auf das Auto verzichtet. Ein wichtiger Aspekt diese Ansatzes bildet auch die Verkehrsberuhigung. Dabei hat sich an der Ortsplanungskonferenz gezeigt, dass dieses Thema die teilnehmenden spaltet. Während viele den Ansatz befürworten, gibt es ebenso viele Skeptiker. Die Herausforderung besteht darin, einen Lösungsansatz auszuarbeiten, der einen Grossteil der Bevölkerung überzeugt. Aus den erarbeiteten Unterlagen wurden zu zentralen Entwicklungsfragen der Themen Siedlung, Verkehr, Umwelt und Erholung Stimmungsbilder der Anwesenden anhand einer digitalen Abfrage während der Konferenz eingeholt. Das Ergebnis zeigt, dass die Gemeinde grundsätzlich auf dem richtigen Weg ist. Abgesehen von wenigen Ausnahmen war bei der Befragung eine grosse Zustimmung abzulesen. Die stärkste Zustimmung erhielten die Öffnung der Seefeldwiese, die grünen Bachräume, die Umgestaltung der Zugerstrasse und ein attraktiver Rundweg ums Dorf. Am stärksten polarisiert hat das Thema Verkehrsberuhigung. Zwar zeigt der Durchschnitt eine neutrale Haltung dazu, dieser ergibt sich aber gleichermassen durch Personen, die dem Ansatz gar nicht zustimmen und solchen, die ihm zustimmen. Der Vorschlag Neueinzonungen lediglich für preisgünstiges Wohnen vorzusehen ist in der Umfrage skeptisch beurteilt worden. Die Diskussionen zu den Themen Verkehr, Innenentwicklung und günstiger Wohnungsbau zeigen dem planenden Team, dass diesbezüglich zusätzliche Abklärungen und Lösungsvorschläge gefordert sind. Nach der Mitwirkung zur Raumentwicklungsstragie im 3. Quartal 2021 sollen die Eckwerte und Stossrichtungen für die künftige Entwicklung der Gemeinde definiert sein. Diese werden anschliessend im Rahmen der Bau- und Zonenordnung verankert."
"Unterägeri bietet seiner Bevölkerung bereits heute eine hohe Lebensqualität. Mit der Revision der Ortsplanung soll nun die Grundlage gelegt werden für eine positive Weiterentwicklung der Gemeinde – für die nächsten 15 Jahre und eine langfristige Sicherung ihrer Qualitäten. Dabei soll die bauliche Entwicklung nach innen vorbildlich sein. Das Zentrum wird lebendig gestaltet. Erholung und Freizeit findet verstärkt am See statt. Der Verkehr soll wohn- und siedlungsverträglicher gestaltet werden. Ebenso gilt es die Landschaft und Natur zu schützen und die Umwelt zu erhalten und aufzuwerten."
Schwerpunkte
"Alle 10 bis 15 Jahre müssen Bau- und Zonenordnung revidiert werden. Der kantonale Richtplan gibt dabei den Rahmen vor, innerhalb dessen die Gemeinde ihre Aufgaben wahrnimmt. Von besonderer Bedeutung ist bei dieser Revision die bauliche Entwicklung nach Innen, damit die Landschaft nicht weiter verbaut wird.
Im gemeinsam entwickelten Strategiepapier «Räumliches Bild Ägeri», haben die beiden Gemeinden Oberägeri und Unterägeri aufgezeigt, wie die Stossrichtungen aussehen sollen. Darauf aufbauend erarbeitete die Gemeinde die «Raumentwicklungsstrategie Unterägeri» mit fünf Schwerpunkten für Unterägeri. Um sich mit der Thematik ausführlich auseinanderzusetzen stehen Ihnen beide Dokumentationen zur Verfügung."
Weitsichtige Zentrumsplanung
"Ein wichtiges und prägendes Element des Zentrums Unterägeri bildet die Hauptstrasse. Heute ist sie stark durch den Verkehr mit Abbiegespuren, Garagen, Parkplätzen und Busbereichen geprägt. Künftig soll sie aber zu einem einladenden Gesamtbild beitragen. Das Dorfzentrum soll als attraktiver Begegnungsort und durch eine besondere Aufenthaltsqualität aufblühen. Zusätzliche Bäume und Pflanzen tragen unter anderem zu einem angenehmen Ambiente bei und kommen gleichzeitig dem Wunsch nach mehr Durchgrünung nach.
Im Rahmen der Zentrumsplanung wird aufgezeigt, wie die Hauptstrasse, die öffentlichen Plätze und die angrenzenden Bauten zu einer guten Gesamtwirkung weiterentwickelt werden können. Ziel ist es, den Weg zu einem charmanten Dorfbild und einer hohen Aufenthaltsqualität im Zentrum aufzuzeigen. Künftig soll sich die Bevölkerung durch die einladende Atmosphäre gerne im Zentrum treffen und aufhalten."
Generationenprojekt verfügbarer Wohnraum
"In Zukunft wollen wir nicht ungebremst weiterwachsen. Die Gemeinde setzt sich aber dafür ein, dass für alle Altersgruppen entsprechender Wohnraum vorhanden ist, damit insbesondere junge Erwachsene, die in Unterägeri aufgewachsen sind, bezahlbare Wohnungen finden. Neuen bezahlbaren Wohnraum könnte die Gemeinde durch ein hierfür auszuscheidendes Gebiet schaffen, das baurechtlich z.B. für genossenschaftlichen Wohnungsbau reserviert wird.
Die verschiedenen Quartiertypen der Gemeinde entwickeln sich differenziert und nach ihren besonderen Eigenschaften weiter. Die bestehenden Einfamilienhaussiedlungen am Hang und im Grünen sollen auch weiterhin grün bleiben und keine zusätzliche Verdichtung erfahren. Im Gegenzug sollen die zentrumsnahen Gebiete künftig eher etwas dichter werden, in dem sie zusätzliche Ausbau- und Entwicklungsmöglichkeiten erhalten. Damit kann die Bevölkerungsdichte, an der mit dem öffentlichen Verkehr gut erschlossenen Lage, zunehmen."
Freizeit und Erholung am See
"Für die Naherholung bildet der See das Herzstück. Er soll noch besser erlebbar gemacht und das Potenzial der Seefeldwiese genutzt werden. Hierfür leistet die Seepromenade von Mittenägeri nach Oberägeri einen wichtigen Beitrag. Sie wertet die wichtige Verbindung zwischen den Dorfkernen mit einem besonderen Freizeiterlebnis für Spaziergänger auf. Dabei werden ökologische Aufwertungsmassnahmen direkt integriert. Das Flanieren am und teilweise über dem Wasser bietet der Bevölkerung vor Ort einen besonderen Erholungsaspekt. Darüber hinaus soll man weitere, gut erreichbare Naherholungsmöglichkeiten in der Gemeinde vorfinden. Für die bessere Erreichbarkeit zwischen See und Hang soll ein Schrägaufzug zwischen Adelheid und Theresiaheim dienen. Er ermöglicht das mühelose Überwinden der Höhenmeter an steilen Lagen und verbessert damit den Zugang für Anwohner und Höhenspaziergänger. Die Erholungsanlagen sind primär für die Einheimischen vorgesehen, das Parkplatzangebot an diesen Standorten wird daher nicht ausgebaut."
Mobilität zu Fuss und mit dem Velo
"In Zukunft wird es noch attraktiver, sich mit dem Velo und zu Fuss im Ägerital zu bewegen. Mit der Seepromenade wird ein neuer attraktiver Fussweg, teilweise mit Stegkonstruktionen direkt auf dem Wasser, geschaffen. Gleichzeitig profitieren Velofahrende von Verbesserungen auf wichtigen Verbindungsstrecken. Im Zentrum und an anderen zentralen Orten entstehen Veloabstellplätze und teilweise Mietvelostationen. Alle Verbesserungen zusammen dienen dazu, kurze Alltagswege vermehrt zu Fuss oder mit dem Velo zu erledigen."
Arbeitsschwerpunkte
"Das lokale Gewerbe soll sich in den nächsten 15 Jahren entwickeln können. Hierfür sollen die bereits vorgesehenen Flächen im Zimel und Rain kontinuierlich überbaut werden. Zudem werden entlang der Hauptstrasse für Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe attraktive Erdgeschossflächen sichergestellt. Ein entsprechender Mechanismus zur Förderung kleiner Gewerbe- und Verkaufsflächen, die das Dorfleben aktivieren, wird in der Bauordnung vorgesehen."
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